Fehmarnbelt Index
Fakten statt Meinungen
Die Fehmarnbelt-Achse: Eine Wissensregion entsteht
Die Zusammenarbeit entlang der Fehmarnbelt-Achse – das heißt zwischen der Metropolregion Hamburg und der Öresund-Region – hat eine lange Tradition. Bereits 1863 hatte die dänische Regierung Pläne für die kürzeste Verkehrsverbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen erarbeitet, die 100 Jahre später durch den Bau der Fehmarnsund-Brücke konkret wurden.
Im Jahr 2000 wurde in Verlängerung der so genannten Vogelfluglinie eine feste Landverbindung zwischen Dänemark und Schweden, die Öresund-Verbindung, in Betrieb genommen. Sie hat zu einer sozialen und wirtschaftlichen Integration des Großraums Kopenhagen, der drittgrößten schwedischen Stadt Malmö und dem Wissenschaftszentrum Lund beigetragen.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat die dänische Regierung im Jahr 2008 die Initiative ergriffen und die Unterzeichnung eines Staatsvertrages zwischen dem Königreich Dänemark und der Bundesrepublik Deutschland zum Bau einer festen Querung des Fehmarnbelts angeregt. Dieser Staatsvertrag wurde im Jahr 2009 ratifiziert.
Fakten zur Regionalentwicklung entlang der Fehmarnbelt-Achse
Das Fehmarnbelt Business Council (FBBC) begleitet das Vorhaben seit Anbeginn. Das Ziel des FBBC ist es die sich aus der neuen Infrastruktur ergebenden Chancen zu nutzen und etwaige Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren und anzugehen. So kann die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration entlang der Fehmarnbelt-Achse gelingen.
Damit das FBBC seinem Ziel gerecht werden kann, ist es notwendig die Handlungsfelder für ein weiteres Zusammenwachsen der Region zu benennen und durch entsprechende Projekte zu begleiten. Dabei soll die Diskussion zu den Vor- und Nachteilen der festen Fehmarnbelt-Querung, zu den Chancen der regionalen Entwicklung oder zu den bisherigen Ergebnissen der deutsch-dänischen Zusammenarbeit durch messbare Fakten versachlicht und unterlegt werden.
Das FBBC hat sich 2017 dazu entschlossen die bisherigen Effekte (= Ergebnisse) des Zusammenwachsens entlang der Fehmarnbelt-Achse zu messen. Damit soll die Frage beantwortbar werden, wie stark die Region integriert ist. Als Messinstrument wird dafür der „Fehmarnbelt Index“ (kurz: FBx) genutzt.
Das Ziel des FBBC ist es die sich aus der neuen Infrastruktur ergebenden Chancen zu nutzen und etwaige regionale Schwächen frühzeitig zu identifizieren und abzubauen.
Der Fehmarnbelt Index (FBx) im Überblick
Zur objektiven Beantwortung der Frage wie integriert die Region entlang der Fehmarnbelt-Achse ist, legt das FBBC Wert auf einen umfassenden Begriff von Integration. Dieser beinhaltet nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die wissenschaftliche, die gesellschaftliche und die verkehrliche Integration. Entsprechend misst der FBx die Integration in vier Themenbereichen:
- die Integration des Arbeitsmarktes,
- die wirtschaftliche Integration,
- die wissenschaftliche Integration und
- die verkehrliche Integration.
Der FBx ist ein Kompositindex bestehend aus vier Teilindices und ist vom grundsätzlichen Aufbau vergleichbar mit dem Öresund Integrationsindex (Öresundskomiteen, 2013). Letzterer hat über einen Zeitraum von 15 Jahren die Entwicklung des Zusammenwachsens in der Öresund-Region gemessen.
Die Analyse eines Index ist sinnvoll, wenn die Entwicklung über einen längeren Zeitraum betrachtet wird. Im Fall des FBx besteht durch die frühzeitige Entwicklung des Index die Möglichkeit das Zusammenwachsen der Fehmarnbelt-Region vor und nach Fertigstellung der festen Querung zu messen. Als Ausgangsjahr für den FBx wurde das Jahr 2008 gewählt, da es den Zeitpunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 einschließt.
FBx Index zur Wissenschaft, Technologie & Innovation im Überblick
Dem Bereich „Wissenschaft, Technologie und Innovation“ (kurz: WTI) kommt faktisch und in der Wahrnehmung der regionalen Integration entlang der Fehmarnbelt-Achse eine besondere Bedeutung zu:
Faktisch wird seitens der Regionalwissenschaft darauf hingewiesen, dass eine (verbesserte) grenzüberschreitende Kooperation im Bereich WTI für die zukünftige Entwicklung relevant ist (Lundquist und Trippl, 2009). Dies wurde bereits im Kontext der Öresund-Querung thematisiert, wo die noch stärkere Entwicklung (und deren Messung) einer innovationsge-triebenen Region durch ein fehlendes Messinstrument behindert wurde (Nauwelaers et al., 2013).
In der Messung der Wahrnehmung zur Integration, wird die Notwendigkeit zur Konzentration auf das Thema WTI ebenfalls unterstrichen. In einer repräsentativen Untersuchung zu den Einstellungen und Erwartungen an die feste Querung des Fehmarnbelts (IPSOS, 2017) gaben 26 Prozent der Befragten (n=1.000 in Hamburg und Schleswig-Holstein, Top-2-Boxes) an, dass sie durch das Vorhaben eine „verbesserte Kooperation bei der Forschung“ erwarten. Es handelte sich um die niedrigste Erwartung unter 14 möglichen Aussagen.
Der Index besteht aus drei Basisindices, die die Aktivitäten im Bereich Innovation und Wissenschaftskooperation zwischen den deutschen und dänischen Teilen der Fehmarnbelt-Region widerspiegeln. Dies umfasst:
- die gemeinsame Anmeldung von Patenten, deren Anmelder sowohl im deutschen und im dänischen Teil der Fehmarnbelt-Region ansässig sind (dabei können weitere Patentan-melder außerhalb der Fehmarnbelt-Region beteiligt sein),
- die gemeinsame Veröffentlichung von Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung, bei denen die Autoren sowohl in im deutschen und im dänischen Teil der Fehmarnbelt-Region ansässig sind (dabei können weitere Autoren außerhalb der Fehmarnbelt-Region beteiligt sein),
- die gemeinsame Durchführung von EU geförderten Forschungs- und Entwicklungs-vorhaben, wobei die beteiligten Koordinatoren und/oder Teilnehmenden sowohl im deutschen und im dänischen Teil der Fehmarnbelt-Region ansässig sind (dabei können weitere Koordinatoren und/oder Teilnehmende außerhalb der Fehmarnbelt-Region beteiligt sein).
Die drei Indices bilden mit den „F&E Vorhaben“ sowie den „Wissenschaftlichen Publikationen“ die Inputseite und mit den „Patentanmeldungen“ die Outputseite des Innovationsgeschehens in der Region ab (Carvalho, N., Carvalho, L. and Nunes, 2015). In die Berechnung des FBx WTI Index fließen die korrigierten Basisindicies „F&E Vorhaben“ sowie „Wissenschaftliche Publikationen“ zu je 40 Prozent und der korrigierte Basisindex zu den „Patentanmeldungen“ zu 20 Prozent ein. Zur unterschiedlichen Gewichtung von Teilindices wird auf die detaillierten Ausführungen der OECD (Freudenberg, 2003) verwiesen.
Die für die Berechnung der drei Basisindices und der jeweiligen Vergleichsindices herange-zogenen Daten stammen von der OECD (regionalisierte Patentdaten), dem Web of Science (wissenschaftlichen Veröffentlichungen) sowie von der Europäischen Kommission (grenzüber-schreitende Forschungs- und Entwicklungsvorhaben).
Unter Berücksichtigung dieser Hinweise zur Messung zeigt der FBx WTI Index im Zeitverlauf eine positive Entwicklung: So hat sich der Index vom Ausgangsjahr 2008 (=100) bis zum Jahr 2017 fast verdoppelt (=194). Insgesamt kann der Bereich Wissenschaft, Technologie und Innovation somit als ein Treiber der regionalen Integration angesehen werden. Besonders positiv hat sich dabei die Inputseite entwickelt, wohingegen beim Output noch Potentiale vorhanden zu sein scheinen.
Abbildung 1 – Der FBx WTI Index (Stand: 11/2020)
Stand: 30.03.2021
Download des Index
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