13.10.2017
FBBC feierte zehnjähriges Bestehen mit Festakt im Kieler Landhaus

Zehn Jahre FBBC: „Ein hervorragendes Beispiel für den Europäischen Gedanken“

Seit zehn Jahren engagiert sich die Wirtschaft in Norddeutschland, Dänemark und Südschweden im Fehmarnbelt Business Council (FBBC) dafür, die Chancen aus dem Bau der festen Fehmarnbelt-Querung für die Region zu nutzen. Bei einem Festakt im Kieler Landeshaus zog FBBC-Vorsitzender Siegbert Eisenach eine Bilanz des Erreichten: „Was uns bewegt, was uns motiviert hat und immer noch anspornt, ist auch nach zehn Jahren noch unverändert: Wir wollen uns kennen, uns austauschen und voneinander lernen, miteinander arbeiten und gemeinsam im globalen Wettbewerb wachsen. Und das alles grenzüberschreitend.“

Vor mehr als 100 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie zahlreichen internationalen Gästen betonte Eisenach, dass das Fehmarnbelt-Projekt ist nur für Dänemark und Deutschland, sondern für ganz Europa wichtig wäre. „Mit ihm schließen wir eine Lücke im Transeuropäischen Netz. Wir wollen den Korridor auch zugunsten der Landesteile entwickeln, die zwischen den Metropolen Hamburg und Kopenhagen/Malmö liegen.“ Dabei stellte er heraus, dass die Menschen in größeren Dimensionen denken sollten: „Fehmarn liegt im Herzen Nordeuropas. Wir wollen Brücken bauen, auch wenn es ein Tunnel ist. Mit dem Bau des Tunnels wird das nordeuropäische Herz noch kräftiger schlagen, wenn die Kraftzentren noch näher aneinander rücken. Wir wollen und können somit noch viel stärker von der unmittelbaren Nähe zu Skandinavien profitieren.“

Schleswig-Holsteins Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus, Dr. Bernd Buchholz, dankte dem FBBC für die bisher geleistete Arbeit. Der Zusammenschluss der Wirtschaft sei von großer Bedeutung. „Er gibt der Region eine Stimme, die den Fokus auf die positiven Entwicklungen legt. Und das ist wichtig, denn sonst könnte der Eindruck entstehen, es gäbe nur Kritiker der Festen Fehmarnbelt-Querung. Das ist ja nicht der Fall“, sagte er. Durch den Bau des Tunnels entstehe eine dynamische Entwicklungsachse von Malmö bis nach Hamburg. Buchholz: „Das eröffnet neue Chancen wirtschaftlicher Zusammenarbeit, bietet Möglichkeiten wissenschaftlicher und kultureller Kooperation, erleichtert Ausbildungswege mit Stationen im Nachbarland und fördert einen gemeinsamen Arbeitsmarkt der Fachkräfte.“

Die feste Fehmarnbelt-Querung werde weit mehr sein als ein reines Verkehrsprojekt, das die steigenden Verkehrsmengen vor allem im Transportbereich in Zukunft aufnehmen werde. Sie werde ein sichtbares, in Beton gegossenes Zeichen engster Zusammenarbeit zwischen Dänemark, Schleswig-Holstein und Schweden sein. „Das muss ich in Zeiten, in denen die EU erheblicher Kritik ausgesetzt ist, wohl eigens hervorheben: Der europäische Gedanke setzt auf Verbindendes, auf Austausch, auf den Abbau von Grenzen. Starke Regionen sollen sich so zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum entwickeln, unabhängig von nationalstaatlichen Grenzen. Und genau dafür ist die Fehmarnbelt-Region ein hervorragendes Beispiel“, betonte der Minister.
Wie positiv sich verbindende Bauwerke auf die Wirtschaft und die Region auswirkten, stellte Michael Svane, stellvertretender FBBC-Vorsitzender, heraus: „Mit der Brücke über den Großen Belt wurde Dänemark erst zu dem, was es heute ist. Erst durch die Brücke wuchs das Land zusammen, eine neue mentale Geografie entstand.“

Svane zeigte sich zuversichtlich, dass die deutsche Seite bald den Bau des Tunnels genehmige. Er habe Verständnis für die Einwände der Gegner und Kritiker, „Schon am Großen Belt haben wir die Bedenken der Umweltschützer aufgenommen und viele einzelne Schritte unternommen, um das Projekt zu optimieren“, sagte er. Im Nachhinein habe sich gezeigt, dass viele Befürchtungen sich nicht bewahrheitet haben: „Der Ostsee geht es besser als vorher, die ehemaligen Mitarbeiter der Fähren haben neue Jobs, Und vor allem: An der Achse Kopenhagen-Aarhus gibt es viele neue Ansiedlungen von Unternehmen.“

Svane sandte eine eindeutige Botschaft aus: „Wir müssen die Chancen ergreifen, die mit der festen Fehmarnbelt-Querung entstehen, für die regionale Wirtschaft, für die Menschen auf beiden Seiten des Fehmarnbelts.“ Er stamme von der Insel Lolland und wisse, wie wichtig das Projekt für die Entwicklung dieses Landesteils von Dänemark ist. Svane: „Die Leute sollen sich nicht nur freuen, schneller in Kopenhagen zu sein. Auch junge Menschen sollen die Vorteile erkennen, quasi um die Ecke von Lübeck – was ja noch viel näher liegt als Kopenhagen – oder Hamburg zu wohnen.“ Für die Zukunft gelte es, Ausbildung oder Wohnen jenseits der Grenze als eine echte Option zu verstehen.

Stephan Müchler, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Südschweden, betonte, wie wichtig der Einsatz der Vertretungen der Wirtschaft sei, um die Menschen auf die neu entstehenden Möglichkeiten dies- und jenseits der Grenze aufmerksam zu machen. Gerade das Beispiel der Öresund-Brücke zwischen Kopenhagen und Malmö habe gezeigt, wie wichtig es ist, frühzeitig daran zu arbeiten, die Bedingungen für das Leben und Arbeiten in einer gemeinsamen Region durch konkrete Maßnahmen zu verbessern. Hier gebe es im Detail noch viel zu tun, war er sich mit Michael Svane, Vize-Vorsitzender des FBBC, einig.

Der FBBC-Vorsitzende Eisenach sagte abschließend, dass die Partner im FBBC nicht nur miteinander reden, sondern auch gemeinsame Aktivitäten und Projekte planen. „Wir wissen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Das zeigt auch die Karte in unserem neuen Infrastruktur-Positionspapier. Der Tunnel ist hier integraler Bestandteil. Er kann sein volles Potenzial jedoch nur ausschöpfen, wenn wir auch Straßen und Schienen ertüchtigen, Verbindungen neu- und ausbauen, die auf den Tunnel unter der Ostsee hinzulaufen. Dazu bedarf es frühzeitiger Weichenstellungen und Planungen, die nicht an der Landesgrenze halt machen.“